K3 No. 5 - Oktober 2021

Dachzeile 24 das kommt | 05 | 2021 Digit l Natives? Schwerpunk habe aber nach einem halben Jahr aufgegeben, weil das nichts für mich war. Mit ein wenig Glück konnte ich dann tatsächlich Mediengestalter lernen – ohne Fachabi. Jetzt lebe ich in München, arbeite in einer Agentur und parallel dazu als professioneller Sim-Racer. Was fasziniert dich am E-Sport? Aus einem Hobby ist ein Beruf geworden, in den ich viel Zeit und Energie stecke. Ich muss trainieren, auch wenn ich keine Lust habe. Mich motiviert die Spannung, die in diesen Rennen steckt. Die Run- denzeiten liegen nur zehntel oder hundertstel Sekunden auseinander. Man muss diszipliniert sein. Wenn ich ein Rennen bestreite, beginne ich zwei Wochen vorher mit dem Training – jeden Tag zwei bis drei Stunden. Inzwischen habe ich sogar die Möglichkeit bekommen, in einem echten Rennwagen zu sitzen. Ich fahre in der Deutschen Tourenwagen-Mei- sterschaft mit. Fasziniert dich auch die Technik, die hinter dem E-Sport steckt? Bevor ich in einen echten Rennwagen gestiegen bin, konnte ich beim Sim-Racing wertvolle Erfahrungen mit den gleichen Autos sammeln. Die virtuelle und die reale Welt liegen ganz eng beieinander. Ich fahre jetzt einen echten Rennwagen und kenne alle Details, Streckenverläufe oder Windverhältnisse auf den Rennstrecken aus der Simulation. Welches Image hat Gaming heute? Gaming steht nicht mehr in der Schmuddelecke. Spätestens seit die Menschen wissen, dass man mit Gaming Geld verdienen und seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, haben sie eine positivere Einstellung zum Gaming. Gaming ist in der Gesellschaft angekommen. Jugendliche entdecken Gaming und E-Sport als Beruf. Kann man das aus deiner Sicht tatsächlich empfehlen? Das ist schwierig zu sagen. Sowohl beim E-Sport als auch beim Pro- fi-Sport als echter Rennfahrer gibt es einen enormen Leistungsdruck. Profi-Verträge bekommt man nur, wenn man ganz oben dabei ist. Ein Top-Level über mehrere Jahre zu halten, ist extrem schwierig. Hat man mal ein paar schlechte Monate oder kann die Leistung nicht mehr erbringen, ist es auch schon vorbei mit dem Beruf. Deswegen: wenn man die Chance hat, würde ich es empfehlen, aber es muss klar sein, dass es schnell vorbei sein könnte. Was nimmst du aus deiner bisherigen beruflichen Karriere mit für die Zukunft? Ich bin als Person in meinen Kompetenzen gewachsen, bin offener geworden und habe vor allem die englische Sprache perfekt gelernt, weil die im E-Sport entscheidend ist. Das hat sich auch auf meine schulischen Ergebnisse positiv ausgewirkt. Man lernt außerdem, sich in der Öffentlichkeit zu behaupten, mit Medien umzugehen und sich zu präsentieren. Wie geht es für dich weiter? Ich habe es in ein echtes Cockpit geschafft. Das gelingt nur wenigen. Ich will den virtuellen E-Sport und das echte Rennfahren fortfüh- ren – beides verbinden und Meisterschaften gewinnen. Es ist heute schwer zu sagen, was in drei Jahren sein wird. Das Geschäft ist in beiden Bereichen schnelllebig. In jedem Fall will ich ganz oben mit dabei sein. Gibt es ein paar Geheimrezepte für beruflichen Erfolg? Man muss auf jeden Fall ausdauernd sein. Sowohl in den E-Sport als auch ins echte Rennfahren muss man viel Zeit investieren und Erfahrungen sammeln. Und man muss sich als Person weiterentwickeln wollen, denn im Profi-Sport werden Persönlichkeiten gesucht. Schließlich muss man AG Streitschlichtung im digitalen Wahnsinn Geht, geht nicht, geht … Die AG Streitschlichtung mit Kindern aus verschiedenen Klassen gibt es als Kooperation mit einer Tandem-Partnerin an der Schule und dem Spielhaus Sophienstraße bereits seit 2008. Im Modellprojekt vom Spielhaus Sophienstraße mit der Grundschule an der Blutenburgstraße haben seither Tandem-Partner*innen gewech- selt, Konzept und Arbeitsmappe wurden weiterentwickelt und mehrmals mit Kindern und Lehrkräften evaluiert. Dann kam die Pandemie und plötzlich war alles anders. Mitten in der Ausbildung … Stillstand. Bei einem Präsenztreffen – natürlich mit Abstand und Maske – haben wir gemeinsam mit den Kindern nach langer Diskussion abgestimmt: wir machen weiter und zwar digital. Dazu mussten natürlich die Schul- leitung, die Eltern und die zuständigen Lehrkräfte ins Boot geholt werden. Wir waren die einzige AG, die stattfinden konnte. Was für eine Herausforderung! Zunächst startete das Projekt im Lockdown – die Kinder konnten sich von zu Hause aus in eine Video-Konferenz einwählen. Die notwendige Software funktionierte ohne Wackeln und Einfrieren, das Passwort lag bereit, die Tonqualität war gut, Breakout-Rooms wurden eingerichtet, die Arbeitsmappe konnte digital bearbeitet werden, lustige Hinter- gründe wurden hochgeladen und auch das Einwählen selbst klappte nach anfänglichen Schwierigkeiten. Vor allem aber gab es ein funktionierendes Internet. Man sollte meinen, dass im digitalen Zeitalter gerade Schulen und andere Bil- dungseinrichtungen auf dem neuesten Stand der Technik sind – weit gefehlt. Als später wieder Wechselunterricht an der Schule stattfand, die nötigen iPads und Headsets über das Spielhaus besorgt waren und sich die Kinder in verschiedene Räume verteilt hatten, ging der „digitale Wahnsinn“ erst so richtig los. Es gab kein funktionierendes WLAN an der Schule, auch das LAN-Netz funktionierte mehr schlecht als recht. Es wurde mit privaten Hotspots gearbeitet, Repeater wurden über die Schule bestellt – kamen aber erst nach Wochen. Es war eine Katastrophe. Wir waren mehr damit beschäf- tigt, uns um die technische Einrichtung zu kümmern, als tatsächlich die AG wie geplant umzusetzen. Von einem Klassenzimmer zum nächsten unterstützten wir die Kinder … und dann war die AG-Stunde auch schon wieder vorbei. Das war für alle sehr frustrierend. Dennoch – die Kinder wollten weitermachen. Sie wollten ja schließlich unbedingt Streitschlichter*in werden. Was für ein Durchhaltevermögen, für das sie bewundert und gelobt wurden. Dann kam der zweite Lockdown und wir konnten von zu Hause aus arbeiten; schließlich erneut Wechselunterricht. Nach den Osterferien kamen endlich die WLAN-Repeater, juhuuuuu! Durch den Wechselunterricht kamen Hybrid-Sitzungen dazu, die immer noch auf verschiedene Räume aufgeteilt werden mussten, da die Kinder aus unterschiedlichen Klassen kamen. Nach Pfingsten endlich die erste Präsenzveranstaltung – draußen, mit Tests und Abstand. lernen, mit Niederlagen umzugehen. Ich denke, dass die Digitalisie- rung auch im Sport für junge Menschen eine vielseitige berufliche Entwicklung ermöglicht – ganz gleich, ob als aktive*r Spieler*in, organisatorisch für E-Sport-Teams bzw. Events oder beispielsweise als Software-Entwickler*in. Interview: Marko Junghänel

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