K3 No. 3 - Juli 2021

Dachzeile 34 das kommt | 03 | 2021 Erlebnispädagogik Schwerpunk Welche Aktionen darf ich durchführen? Qualität, Sicherheit und Erfolg einer erlebnispädagogischen Aktion hängen in erster Linie von den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Lei- tung ab. Wichtig ist neben der zertifizierten fachlichen Qualifikation auch die Erfahrung in den einzelnen Handlungsfeldern, die man im beruflichen und privaten Rahmen gesammelt hat. Es gibt Aktionen, die man im Feld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit tatsächlich nur als zertifizierte(r) Spezialist*in durchführen sollte, z.B.: ■ Klettern ■ Klettersteige ■ Berg-Touren in hochalpinem Gelände ■ Schneeschuh-Touren in alpinem, ungesichertem Gelände ■ Höhlen-Touren mit Abseilstellen ■ Boots-Touren auf Fließgewässern Kategorie II und III Es bleiben viele andere attraktive Aktionen, die man nur mit entspre- chender Erfahrung und einer guten Vorbereitung sicher durchführen kann bzw./ darf. Je kleiner der Erfahrungsschatz, desto defensiver sollte man die ersten Aktionen angehen. Hier einige Beispiele: ■ Bergwandern ■ niedrige Seilaufbauten (Slackline und Co.) ■ Biwakieren ■ Schneeschuh-Touren in sicheren voralpinen Lagen ■ Orientierungs-, Abenteuer- und Kooperationsspiele ■ Floßbau und Befahrung von stehenden Gewässern ■ Bootstouren auf Fließgewässern bis Kategorie I Literaturtipp hierzu: Qualitätsstandards in der Erlebnispädagogik, BJR Erlebnispädagogik in Kitas Der erste Schritt Wasser übt auf die meisten Kinder von klein auf eine besondere Faszination aus. Es hat einen starken Aufforderungscharakter und bietet ganz eigene Möglichkeiten. Wasser marsch! … und grenzenloser Spaß am See Für die KoRi Schneckenstein war nach einem Angebot des erleb- nispädagogischen Zentrums Tchaka deshalb klar, dass das Team den Kindergartenkindern ein außergewöhnliches Erlebnis am Feldmochinger See ermöglichen möchte. Nach einer kurzen Planungsphase zusammen mit Björn vom Tchaka und mit dem schriftlichen Einverständnis der Eltern fuhren 82 Kindergartenkinder mit 16 Pädagoginnen* und Pä- dagogen* in Richtung See. Um die Linienbusse nicht zu überfordern, starteten die Gruppen zeitversetzt mit Rucksäcken voller Badesachen und Getränkeflaschen. Zusätzlich wurde ein Auto mit Verpflegung für den ganzen Tag beladen. Nur Mut! Vier Mitarbeiter*innen vom Tchaka hatten im Vorfeld drei Erleb- nisstationen am Seeufer vorbereitet, bei denen die Sicherheit der Kinder natürlich oberste Priorität hatte. Schwimmwesten für jedes Kind, ein abgesteckter Bereich für Nichtschwimmer*innen, geeignete Schwimmutensilien sowie ein durchdachtes Konzept versprachen einen erlebnisreichen Tag. Zusätzlich zu den Schwimmwesten trugen alle Kinder Schwimmflügel. Am See stand schon das Tchaka-Team bereit, um gemeinsam das Abenteuer auf dem Wasser zu starten. Die Kinder wurden in drei Gruppen aufgeteilt und durften jeweils eine Stunde an jeder Station verbringen. An der ersten Station erwartete sie ein um- gedrehtes Schlauchboot, das als Sprungbrett in den See hineinragte. Hier konnten die Kinder am Ende des Schlauchboots vorsichtig in den See rutschen oder mit Anlauf hineinspringen. In beiden Fällen war Mut gefragt. Die zweite Station war ein abgesteckter Bereich für Nichtschwim- mer*innen mit einem kleinen Schlauchboot, einem „Stand-up Paddling“-Board (SUP), mehreren Schwimmnudeln und kleinen Schwimmbrettern. Hier konnten die Kinder nach Herzenslust planschen. Bei der dritten Station ging die Gruppe auf eine abenteuerliche Wikin- Foto: KoRi Schneckenstein, KJR taugliche – Blüten, bei denen diverse Jugendämter auf Segeltörns und mit Erlebnistherapie renovierte Bauernhöfe nicht so gut wegkamen. Es setzte die Zeit der wissenschaftlichen Aufarbeitung ein, der gewissenhaften Dokumentation der Effizienz der Maßnahmen und die didaktische Einordnung des Tuns. Da hat sich sicherlich einiges getan, aber über den Berg sind wir leider noch nicht. Heiko Neumann, Leiter Intermezzo, KJR 1 Beck, Ulrich: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Mo- derne. 2 Becker, Peter: Offene Zukunft und riskante Entscheidungen, in: neue praxis, Heft 3, S.203-216, Neuwied 1994. 3 Heckmair, Bernd/Michl, Werner/Walser, Ferdinand (Hrsg): Die Wiederentdeckung der Wirklichkeit; Erlebnis im gesellschaftlichen Diskurs und in der pädagogischen Praxis, Hrsg: Heckmair u.a., Alling 1995, S.63. 4 Jagenlauf, Michael: Statements zur Podiumsdiskussion & Wir- kungsanalyse Outward Bound - ein empirischer Beitrag zur Wirk- lichkeit und Wirksamkeit der erlebnispädagogischen Kursangebote von Outward Bound Deutschland, in: Erlebnispädagogik: Mode, Methode oder mehr? Hrsg: Bedacht u.a., München 1992, S.32. 5 Hahn, Kurt: Erziehung zur Verantwortung, Stuttgart 1958. 6 Ostenrieder, Mark/Weiß, Michael: Erleben, Lernen, Kooperieren; Innovation durch erfolgreiches Miteinander, München 1994, S.190. 7 Hillmeier, Hans: Abenteuer und Kommerz, in: Erlebnispädagogik: Mode, Methode oder mehr?, Hrsg: Bedacht u.a., München 1992, S. 130.

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