K3 No. 2 - April 2021

Dachzeile 28 das kommt | 02 | 2021 Rassismus und Diskriminierung Schwerpunk Aus der Praxis der Antirassismusarbeit: Materialsammlung Hören, sehen, lesen Wenn Kinder und Eltern gemeinsam lernen und Neues entdecken. Antidiskriminierungsprojekte und Methoden schon im Kindergarten ■ www.vielfalt-mediathek.de/material/grundlagen-fuer-eine-diskri- minierungsfreie-paedagogik-im-kindergarten Vielfalt respektieren, Ausgrenzung widerstehen Die Fachstelle Kinderwelten hat den Ansatz vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung für die Verhältnisse in Deutschland adaptiert und entwi- ckelt ihn systematisch weiter. Der Ansatz wird verstanden als Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit: Jedes Kind hat das Recht auf Bildung und jedes Kind hat das Recht auf Schutz vor Diskriminierung. Der Ansatz verfolgt den Anspruch der Inklusion, Respekt für Verschiedenheit zu verbinden mit dem Nicht-Akzeptieren von Ausgrenzung und Diskriminierung. Seine Prinzipien geben Orientierung für inklusive pädagogische Praxis. ■ https://situationsansatz.de/fachstelle-kinderwelten Büchertipps „In einer rassistischen Gesellschaft reicht es nicht aus, nicht rassi- stisch zu sein. Wir müssen anti-rassistisch sein.“ – Angela Davis. Was ist Rassismus? Woher kommt er? Was kann ich dagegen tun? Dieses Buch klärt auf und schenkt Hoffnung durch inspirierende Geschichten von Stärke, Mut und Liebe. ■ https://diversity-spielzeug.de/shop/das-buch-vom-antirassismus/ Kinderbücher kritisch betrachten ■ https://kritisch-lesen.de/rezension/freiheit-gibt-es-nicht-nur-in- traumen Anti-Bias-Methodenbox Was ist Anti Bias: Das englische Wort „Bias“ bedeutet übersetzt „Voreingenommenheit“ oder „Einseitigkeit“. Anti-Bias-Ansätze in der pädagogischen Arbeit und der Begleitung von Bildungseinrichtungen (Kitas, Schulen, usw.) zielen darauf, Schieflagen sichtbar zu machen und Diskriminierungen abzubauen. Woher komme ich? Reflexive und methodische Anregungen für eine rassismuskritische Bildungsarbeit. ■ http://landungsbruecken-methodenbox.de/src/files/antibias.pdf „Hier bist Du richtig, wie Du bist!“ Theoretische Grundlagen, Hand- lungsansätze und Übungen zur Umsetzung von Anti-Bias-Bildung für Schule, Jugendarbeit, Soziale Arbeit und Erwachsenenbildung ■ https://www.idaev.de/fileadmin/user_upload/pdf/publikationen/ Buch_Ant-Bias_komplett_Endfassung.pdf Hier gibt’s dazu ganz konkrete Methoden und Projektanregungen: ■ http://annette-kuebler.de/gl/weltbilder/ „Wohlfühlatmosphäre“. Alle sollen sagen, was ihnen wichtig ist, wir sitzen im Stuhlkreis. Wenn wir in Schulen gehen, achten wir darauf, dass möglichst keine Lehrkraft dabei ist. Geht es um Vorträge, die Ihr haltet, oder Interaktion? Der Workshop besteht aus verschiedenen Bausteinen und zielt auf die Interaktion ab. DO steht neben „ins Tun kommen“ auch für Dein Ort. Es soll also ein Raum geschaffen werden, in dem die Themen der Teilneh- menden zählen. Sie sollen merken, wir interessieren uns für sie und ihre Meinungen. Die Teilnehmenden erarbeiten z.B. in Kleingruppenarbeit Plakate zu einem Thema – beispielsweise zur Frage „Wie geht man mit Diskriminierung um?“ oder „Was macht mich aus? Womit identifiziere ich mich?“ Die Plakate werden an die Wand gehängt und die anderen diskutieren im Anschluss über das Thema. So entstehen authentische Zitate zu Religion, Gesellschaft oder Lebenshaltungen ganz allgemein. Oder wir führen eine Positionierungsübung durch. Indem wir vielen Themen und Aspekten einen Raum geben, gelingt es uns, ins Gespräch mit den Jugendlichen zu kommen. Wichtig ist, dass alle verstehen, dass es kein richtig und falsch gibt. Der Workshop erklärt also, wie Gesellschaft funktioniert und wie man sich einbringen kann … Empowerment verfolgt die Idee, dass eigene Ressourcen erkannt und genutzt werden, um in einem weiteren Schritt sprach- und handlungs- fähig zu werden und sich so für die eigenen Belange in der Gesellschaft einzusetzen. Dadurch erfahren Kinder und Jugendliche Selbstwirksam- keit, die sie zur Teilhabe und Partizipation motivieren sollen – ohne dass dabei explizit Fachwörter wie Partizipation fallen müssen. Um Jugendliche in unseren Workshops dafür zu animieren, ist es zuvor notwendig, dass sie Vertrauen in sich selbst haben. Darauf aufbauend behandeln wir auch Fragen und Konzepte, wie diese Gesellschaft auf- gebaut ist oder was Jugendarbeit ist. Das soll ihre Haltung stärken und ihnen Ängste nehmen. Also basisdemokratische politische Bildung … Unsere Botschaft lautet: Du als Person zählst, du bist ein wichtiger Teil dieser Gesellschaft, du kannst etwas bewirken. Haben denn junge Menschen bereits eigene Erfahrungen mit Ras- sismus gemacht? Eher selten, aber es gibt Teilnehmende, die nach den Workshops das persönliche Gespräch mit uns suchen. Wenn Kinder und Jugendliche aber bereits eigene Diskriminierungserfahrungen gemacht haben und diese ansprechen, dann sind sie auch stark für das Leben in ihrer neuen Heimat. Ich vermute zudem, dass einige sehr wohl Rassismus selbst erlebt haben, den aber nicht als solchen empfinden; oder es fehlen ihnen die Worte auszudrücken, was sie erlebt haben. Workshops allein machen die Welt wohl nicht besser. Was braucht es noch, damit Jugendliche starke Persönlichkeiten werden und sich einbringen? Lernprozesse brauchen Zeit. Ich selbst habe Schritt für Schritt gelernt, meine Rechte einzufordern und an der Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken. Neben Zeit braucht es Räume und Gelegenheiten, sich auszutauschen und ins Gespräch zu kommen. Politische Bildung kann überall und immer stattfinden: in Workshops, im Jugendtreff oder in der Schule. Wichtig ist nur, dass sie stattfindet. Der Rahmen ist sekun- där. Dass der Bedarf dafür groß ist, spüren wir an der Nachfrage nach entsprechenden Angeboten – eigentlich ein gutes Zeichen. Interview: Marko Junghänel Foto: J uuucy, pixabay.de

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