K3 No. 2 - April 2021
| 02 | 2021 27 Rassismus und Diskriminierung Schwerpunkt und gefährlich. Hier in München treten wir natürlich mit dem Stadtrat in Dialog; beim CSD letztes Jahr war zwar wegen Corona nicht so viel möglich – aber wir haben bei Podiumsveranstaltungen mit den Par- teien diskutiert. Der Münchner Stadtrat steht hinter unserer Arbeit, München ist insgesamt eine offene Stadt; auf dem Land ist es deutlich schwerer, Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht und Sexualität zu entgehen. Beleidigung und Diskriminierung einerseits – Selbstbemächtigung und politische Arbeit andererseits; was ist zu tun? Mein liebstes Beispiel ist das Wort „queer“, das ja früher eine Belei- digung war, weil man es mit „außerhalb der Norm“ oder „verdreht“ übersetzt hat. Jetzt ist es eine Selbstbezeichnung von uns. Aus Dis- kriminierung wurde ein Begriff zur Selbstvergewisserung. Jenseits davon müssen wir versuchen, die Grundeinstellung der Men- schen zu ändern. Das geht nur begrenzt mit Geld – sehr wohl aber mit Seminaren, Workshops und einer Offenheit für Diskussionen. Aber klar, dafür braucht es natürlich auch Mittel, um pädagogische Settings zu schaffen. Die Gesellschaft muss lernen, mit Vielheit und Verschie- denheit zu leben, sie auch sprachlich abzubilden. Auf diesem Weg ist eine konsequent gendersensible Sprache in Politik und Verwaltung ein wesentlicher Schritt. Interview: Marko Junghänel Empowerment-Workshop in der LOK Arrival Eine Sprache finden Junge Menschen mit Fluchterfahrung sollen darin gestärkt werden, eigene Bedürfnisse zu artikulieren, ihre Rechte einzufordern und sprachfähig zu werden. Yakup Sarı, Teamer und pädagogischer Mitarbeiter von Ufuq e. V., erklärt den Ansatz. Im letzten Jahr gab es einen Empowerment-Workshop in der LOK Arrival. Was passiert dabei? Die Einrichtung hatte uns angesprochen und gebeten, einen Workshop für Jungen durchzuführen, der sie dabei unterstützen soll, aktiver Teil Geschützter Raum für fast unbegrenzte Möglichkeiten des Lernens. unserer Gesellschaft zu werden. Unser zivilgesellschaftlicher Verein ufuq.de – Fachstelle Bayern arbeitet in der universellen Prävention zu den Themenfeldern Islam, Islamfeindlichkeit und Islamismus. Unsere Fachstelle ist in Augsburg ansässig – von hier aus bieten wir neben bayernweiten Fortbildungen für Multiplikatorinnen* und Multiplikatoren* auch entsprechende Workshops für Jugendliche in den Regierungsbezirken Schwaben, Mittel- und Unterfranken sowie Oberpfalz an. 2020 kamen wir zu einem eintägigen Workshop in die Münchner Frei- zeitstätte für geflüchtete Kinder und Jugendliche; zwei Teamer für zehn Jungs im Alter zwischen 12 und 18 Jahren – alle mit Fluchterfahrungen. Einige der Teilnehmer besuchen die Schule, andere befinden sich bereits in der Ausbildung. Einige der Jungen sprachen kaum deutsch – insge- samt eine komplexe Ausgangssituation. Diese Workshops sind Teil des von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderten Modellprojekts „DO Dein Ort“, das ufuq.de – Fachstelle Bayern seit Juni 2020 gemeinsam mit dem Bayerischen Jugendring (BJR) durchführt. Es geht dabei um politische Sensibi- lisierungs- und Bildungsarbeit. Diese Workshops beschäftigen sich zwar auch mit Religion im Allgemeinen und dem Islam, bearbeiten darüber hinaus pädagogische Perspektiven in der postmigrantischen Gesellschaft. Sie sind für Menschen mit Fluchterfahrung konzipiert. An der Planung haben neben dem ufuq-Team auch Jugendmigrati- onsleiter*innen (alle mit Fluchterfahrung) des BJR mitgewirkt, so dass hier nicht über die Zielgruppe „Geflüchtete“ gesprochen wird, sondern diese auch entscheiden, welche Themen auf welche Art in den Workshops umgesetzt werden. Meist werden wir von Schulen angefragt, um in die Klassen zu kommen und unsere Workshops durchzuführen. Letztlich bedeutet Empower- ment, den Teilnehmenden zu mehr Autonomie und Selbstbestimmung, persönlicher Stärke und Partizipationsmöglichkeiten zu verhelfen. Es gibt übrigens verschiedene Ansätze: Wir führen diese Workshops auf Wunsch nur für Mädchen oder nur für Jungs durch – natürlich auch für gemischte Gruppen. Wie kann man sich den Ablauf solcher Workshops vorstellen? Es geht zunächst darum, Vertrauen zwischen allen Beteiligten zu schaffen. Das Setting ist anders als der klassische Schulunterricht. Wir besprechen zunächst, wie wir im Workshop miteinander umgehen wollen, klären die Erwartungshaltungen und schaffen damit eine Foto: ufuq.de
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