K3 No. 2 - April 2021

Dachzeile 24 das kommt | 02 | 2021 Rassismus und Diskriminierung Schwerpunk Antirassistische Jugendverbandsarbeit: DIDF-Jugend Nie wieder! Wir sind junge Arbeiterinnen und Arbeiter, Azubis, Studie- rende und Schüler*innen, die sich in der DIDF-Jugend orga- nisiert haben, um gemeinsam für eine bessere Zukunft aktiv zu werden. Wir setzen uns u.a. für eine Welt ohne Krieg und Rassismus, für Chancengleichheit im Bildungssystem, gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne ein. Stell dir eine Welt ohne Gewalt und Benachteiligung vor. Rat und Hilfe bei der Beratungsstelle BEFORE Was tun, wenn ich angegriffen wurde? Diskriminierung und Rassismus – nicht selten sind es lange Lei- densgeschichten und die Betroffenen sind mit den Folgen weitge- hend auf sich allein gestellt. Menschen, die im rechten, gruppenbezogen menschenfeindlichen Kontext Belästigungen, Beleidigungen und Repressionen bis hin zu physischer Gewalt erfahren müssen, zum Beispiel wegen ihrer Haut- farbe, ihrer vermuteten Herkunft, ihrem religiösen Bekenntnis oder der geschlechtlichen bzw. sexuellen Orientierung, sind oft zutiefst verunsichert und verängstigt, wenn nicht gar traumatisiert. Der Schritt, den Vorfall zu melden, sich Hilfe und fachlichen Rat zu holen, ist alles andere als selbstverständlich. Vor allem: Wohin kann man sich wen- den? Dabei nehmen rechte und gruppenbezogen menschenfeindliche Diskriminierungen und Übergriffe erschreckend zu und schlagen immer häufiger in offene Gewalt um. Vor allem für uns im Bezirk München nimmt die antirassistische Arbeit viel Raum ein. Eine zentrale Forderung ist die lückenlose Aufklärung der NSU-Morde. Die NSU-Prozesse, die wir über all die Jahre mitverfolgt haben, und die Urteilsverkündung des Oberlan- desgerichts München haben mehr Fragen aufgeworfen als beant- wortet. Gleichzeitig werden die Akten, die nicht vernichtet wurden, für über 100 Jahre weggesperrt. Mit einer großen Demonstration konnten wir gemeinsam mit unseren Bündnispartnern viele Men- schen auf die Straße bringen, um zu zeigen, dass die Aufarbeitung dieser rassistischen Morde noch lange nicht vorbei ist. Oft wurden auch kulturelle Veranstaltungen organisiert, beispielsweise das Theaterstück „NSU-Monologe“ in Zusammenarbeit mit der Bühne für Menschenrechte. Zum ersten Jahrestag des rassistischen Attentats in Hanau haben wir eine Mahnwache auf die Beine gestellt und gemeinsam mit vielen anderen politischen Organisationen und Verbänden der Opfer gedacht. Mit dem Hashtag #saytheirnames gehen wir dem Wunsch der Angehörigen sowie der Gründer*innen der „Initiative 19. Februar“ nach und lassen die Namen der Ermordeten nicht in Vergessenheit geraten. Wir arbeiten nicht nur nach außen, sondern bilden uns auch in- nerhalb unserer Gruppe weiter. Unsere Zeitschrift „Junge Stimme“ behandelt immer wieder das Thema Rassismus und Diskriminierung und wir steuern Artikel bei. Durch das gemeinsame Lesen der Zeit- schrift vertiefen wir die Inhalte, diskutieren und tauschen uns aus. DIDF-Jugend München ist gar nicht aufgefallen, dass der Prinz einen Prinzen geheiratet hat. Beide waren glücklich und es gab ein Happy End. Einige Tage später beschwerte sich ein Elternteil, dass wir den Kindern Bücher vorlesen, in denen ein Mann einen Mann heiratet. Dies sei falsch und er möchte auch nicht mehr, dass sein Kind solche Geschichten hört. Unbefangen und ohne Vorurteile Ein anderes Erlebnis hatten wir bei einem Besichtigungstermin. Wir erzählten, dass wir zwei Integrationsplätze anbieten. Ein Elternteil fragte daraufhin, wo und wie diese Kinder betreut würden, und war fast erschrocken, als wir sagten, dass die Kinder selbstverständlich in festen Gruppen integriert sind und nicht separat betreut werden. Ein Kind, das das Gespräch auf dem Gang mitbekam, sagte ganz selbstver- ständlich: „Natürlich ist A. in unserer Gruppe. Wo sollte er auch sonst sein, er ist doch unser Freund!“ Die Prägung durch Medieninhalte nimmt dabei immer weiter zu. Kinder werden mit Bildern, Darstellungen oder Meinungen konfron- tiert, die sie verunsichern. Ein Hortkind kam einmal zu uns, weil es im Internet mit rassistischen Äußerungen in Kontakt gekommen war. Es konnte diesen Hass und die Ablehnung nicht verstehen. In solchen Fällen findet mit den Kindern ein Gespräch über das Erlebte statt. Wir versuchen, den Kontext zu erklären, und gehen verstärkt auf die emo- tionale Belastung ein. Außerdem machen wie regelmäßig präventive Projekte, die sich mit den Gefahren der Medienwelt beschäftigen und damit, wie sich Kinder davor schützen können. Diese Beispiele zeigen, dass die Impulse von außen kommen und nicht von den Kindern. Sie sind von sich aus offen und unvoreingenommen. Erst die Erfahrungen und das Umfeld verändern sie. Daraus leitet sich ein wichtiger Bildungsauftrag für unsere tägliche Arbeit ab. Wir müssen den Kindern eine offene und tolerante Haltung vorleben und vermitteln. Außerdem müssen wir mit den Kindern über ihre Erfahrungen sprechen, ihr Selbstbewusstsein und ihr Selbstvertrauen stärken, damit sie für ihre und die Rechte anderer einstehen können. TOB I A S BÖT TCHE R , Jahrgang 1983, Bachelor Soziale Arbeit/Me- diator, Aufgaben im KJR: Einrichtungsleiter Kindervilla Drei Eichen Foto: DIDF-Jugend

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