K3 No. 2 - April 2021

| 02 | 2021 23 Rassismus und Diskriminierung Schwerpunkt „Kinder kennen (noch) keine Diskriminierung“ Unbefangen und offen Diskriminierung ist keine Erscheinung der Neuzeit. Bereits in der Geschichte findet man Beispiele. Unter Diskriminierung versteht man, wenn Personen oder Gruppen aufgrund bestimmter Merkmale benachteiligt, ausgeschlossen oder ungleich behandelt werden. Wie kommt es aber dazu, dass Menschen ihren Mitmenschen ablehnend gegenüberstehen? Ist diskriminierendes Verhalten angeboren oder wird es erlernt? Alle Menschen haben eine gewisse Haltung bzw. Sichtweise auf das Leben und eine Vorstellung vom zwischenmenschlichen Umgang. Diese Sichtweisen sind geprägt von Vorannahmen, Vorurteilen, Stereotypen, Normen und Werten. All diese Dinge basieren auf Erfahrungen und einer daraus resultierenden inneren Einstellung. Auf dieser Grundlage legen wir fest, wie wir handeln. Die meisten Erwachsenen sind durch ihre Biografie geprägt und ver- ändern grundlegende Einstellungen nur noch selten. Kinder hingegen sind noch offen, sie nehmen Andersartigkeit zwar wahr und stellen im Zuge ihres kindlichen Wissensdursts Fragen, nehmen diese Andersar- tigkeit aber fast immer ganz schnell und offen an. Warum verändern wir uns also im Laufe des Lebens? Viele Studien belegen, dass wir uns unserem unmittelbaren Umfeld anpassen, um akzeptiert zu werden. Das direkte Umfeld setzt sich primär aus unserer Familie, Verwandten und Freundinnen bzw. Freunden sowie den Gruppen, in denen wir uns bewegen, zusammen. Auch Medien üben immer größeren Einfluss auf unser Wertebild aus. Menschen streben nach Anerkennung und Zugehörigkeit, deswegen passen wir uns und unser Verhalten an. Noch bevor Kinder ihr eigenes Wertesystem entwickeln, werden sie mit diversen Einflüssen und Einstellungen von außen konfrontiert, die zumindest vorübergehend übernommen werden. Kinder lernen dabei schon früh Diskriminierung kennen. Dies zeigt sich unserem Team der Kindertageseinrichtung „Kindervilla Drei Eichen“ immer wieder im pädagogischen Alltag. Folgende drei Beispiele verdeutlichen dies: Eine Kindergartengruppe hat das Buch „König und König“ von Linda de Haan und Stern Nijland gelesen. In der Geschichte geht es um einen Prinzen, der eine Prinzessin zur Frau sucht. Bei der Suche verliebt er sich jedoch in einen anderen Prinzen, den er auch heiratet und glücklich mit ihm zusammen als König und König das Land regiert. Den Kindern „Natürlich sind wir Freunde, was sonst?“ Das Thema Rassismus ist für uns Alevitinnen und Aleviten unausweichlich präsent, denn wir werden immer wieder damit konfrontiert. Historisch erfuhren wir nicht nur in der Türkei, sondern bis heute auch in der Diaspora Rassismus. Wir stellen uns daher nicht nur aus unserem humanistisch-sozialen Weltbild gegen jede Form der Diskriminierung, wir tun dies auch zum Selbstschutz. Im Rahmen unseres laufenden landesweiten Projekts Inklusive uns! versuchen wir, uns für eine inklusivere Gesellschaft einzuset- zen. So veranstalten wir zum Beispiel Workshops und Seminare, die sich mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit beschäftigen. Verbandsintern hat sich eine Arbeitsgruppe „Rassismuskritik“ ge- gründet, die sich zum Ziel setzt, Rassismus anzuklagen und für eine menschenfreundliche Gesellschaft zu streiten. Unserer Meinung nach muss das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe eingefordert werden. So begrüßen wir die Bewegung „Black Lives Matter“ und nahmen an den Demos teil. Bund der Alevitischen Jugend (BDAJ) München Rassismus ist, wenn jemand nicht dabei sein darf, nur weil er anders aussieht. Foto: E ric Musiat, pixabay.de Antirassistische Jugendverbandsarbeit: BDAJ München Fight Racism! Foto: Markus Spiske, unsplash.com

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