K3 No. 6 - November 2020

Dachzeile 26 das kommt | 06 | 2020 Kooperative Ganztagsbildung Schwerpunk Das alles klingt sehr positiv. Was muss dennoch nachgebessert werden? Mayer: Wir brauchen mehr kleinere Räume, Rückzugsräume oder Räume, um beispielweise Inklusions-Kinder aus der Gruppe rausnehmen zu kön- nen. Und natürlich muss man über die Personalausstattung sprechen. Kretschmer: Im Moment begleiten die Lehrerinnen und Lehrer das Mittagessen. Es wäre wünschenswert, dass hier die derzeit ohnehin knappen Lehrerstunden eingespart werden und mehr Personalstunden der Erzieherinnen und Erzieher zur Verfügung stehen. Auch wenn viele Lehrkräfte die guten Gespräche mit ihren Schülerinnen und Schülern während des Mittagsessens sehr schätzen. Insgesamt denke ich, dass wir zwar noch eine Modellschule sind – dafür aber schon ziemlich weit im Sinne der Kinder, Eltern und Lehrkräfte vorangekommen sind. Interview: Marko Junghänel werden, wir teilen uns ja dieselbe Zielgruppe. Das kann eine große Herausforderung im kollegialen Austausch bedeuten. Gesa Kadlec: Durch die enge Zusammenarbeit und Zugehörigkeit zum Team der KoGa laufen wir möglicherweise Gefahr, Entscheidungen – wie etwa die Ausrichtung unserer sozialpädagogischen Gruppenangebote nach Schulschluss – vor allem an die Bedürfnisse der KoGa anzupassen und dabei die Horte des Sozialraums nicht ausreichend zu berücksichti- gen. Eine umfassende Netzwerkarbeit gehört daher zu den Kernaufgaben der Schulsozialarbeit. Eine klare Abgrenzung ist hier erforderlich. Claudia Mayer: Vielleicht ist auch ein ganz neuer Blick nötig. Die Gegebenheiten für Grundschulkinder werden sich in den nächsten Jahren durch den Rechtsanspruch auf Betreuung grundlegend verän- dern. Künftig werden wahrscheinlich mehr als 80 Prozent der Kinder der „Gustl“ in der KoGa betreut – die Schnittmenge zwischen KoGa und Schulsozialarbeit wird also sehr groß sein. Wir müssen darüber nachdenken, wo Konkurrenz vermieden werden kann und wo Schulso- zialarbeit wichtige und einzigartige Ergänzungen bietet. Alina Rommel: Es bleibt abzuwarten, inwieweit die sozialpädago- gischen Nachmittagsangebote der Schulsozialarbeit neben den breitge- fächerten Angeboten des Kooperativen Ganztags Raum finden können. Gesa Kadlec: Spannend wird auch die Frage sein, wie zukünftig Ab- sprachen bei sich überschneidenden Einzelfällen gehandhabt werden. Claudia Mayer: Wir müssen auf jeden Fall vermeiden, dass Schule, KoGa und Schulsozialarbeit die gleiche Familie ohne Wissen voneinan- der zu drei Terminen einladen. Die Notwendigkeiten, Bedingungen und Strukturen der beiden Arbeitsfelder KoGa und Schulsozialarbeit müssen gegenseitig transparent gemacht werden. Erste Schritte dazu sind wir in den letzten Wochen schon gegangen: die Schulsozialarbeiterinnen nehmen gelegentlich an den Gesamtteamsitzungen der KoGa teil. Es gibt Absprachen zwischen Schulsozialarbeitsteam mit der Projektleitung KoGa; wir haben sogar erste gemeinsame Beratungsgespräche geführt. Gesa Kadlec: Wir haben unsere neuen Kolleginnen und Kollegen als ausgesprochen offen und kooperationsbereit kennengelernt und fühlen uns sehr willkommen. Momentan befinden wir uns noch am Anfang des Prozesses der Rollenfindung im Team und sind gespannt, wie sich die weitergehende Zusammenarbeit gestalten wird. Gesa Kadlec, Alina Rommel, Schulsozialarbeit, Claudia Mayer, Projektleitung KoGa Gustl-Bayrhammer-Grundschule Schulsozialarbeit an der „Gustl“ Schulsozialarbeit und Kooperative Ganztagsbildung Ein Gespräch zwischen Gesa Kadlec, Alina Rommel und Claudia Mayer über die Schulsozialarbeit an der Gustl-Bayrhammer-Grundschu- le, die im September 2020 an die Kooperative Ganztagsbildung angegliedert wurde. Claudia Mayer: Dass es an der Gustl-Bayrhammer-Grundschule Schulsozialarbeit des KJR schon seit Jahren gibt, wusste ich schon, bevor ich das erste Mal die Schule von innen sah. Ich glaube, dass die langjährige gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Schulso- zialarbeit die Entscheidung der Schulleitung für den KJR als Koope- rationspartner entscheidend beeinflusst hat. Ich habe mich gefreut, dass es bereits Kolleginnen des KJR am Standort gibt. Ziemlich schnell kam deshalb auch das Thema einer Angliederung an die Kooperative Ganztagsbildung auf. Gesa Kadlec: Nachdem wir viele Jahre eine gelingende Zusammen- arbeit mit dem Team des Jugendtreffs Neuaubing hatten, mussten wir uns erst gedanklich auf die neue Situation einstellen, da wir nicht in die Entscheidung einbezogen wurden. Wir befinden uns deshalb nach wie vor in einem Prozess, neue Strukturen zu verinnerlichen und unsere Rolle im Team zu finden. Claudia Mayer: Der gleiche Träger von KoGa und Schulsozialarbeit bedeutet eine hohe Ähnlichkeit der Absichten, Ziele, Visionen und der pädagogischen Haltung. Das ist ein großer Vorteil an einem Standort. Gesa Kadlec: Die Leitung des KoGa ist näher dran an unserer täg- lichen Arbeit: sie erlebt die Schulstrukturen, die Kinder und Familien und pflegt einen engen Austausch mit der Schulleitung. Die Diskrepanz zwischen Offener Kinder- und Jugendarbeit und Schulsozialarbeit ist größer, während die KoGa die Bedingungen am Standort quasi von in- nen kennt. Durch die räumliche Nähe versprechen wir uns zielführende Absprachen und einen zeitnahen Austausch zu relevanten Themen. Alina Rommel: Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass wir als Schulsozialarbeiterinnen eine gesonderte Rolle im Team einnehmen, da wir einen anderen Arbeitsauftrag haben als die Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter der KoGa. In der Zusammenarbeit muss insbesondere im Austausch über die Kinder der Datenschutz beachtet Das Kind im Mittelpunkt, auch die Schulsozialarbeit muss im Kontext der Kooperativen Ganztagsbildung ihren Platz definieren Foto: Alexas Fotos, pixabay.de

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