K3 No. 6 - November 2020
Dachzeile 24 das kommt | 06 | 2020 Kooperative Ganztagsbildung Schwerpunk Auch die Einbindung eines bürgerschaftlichen Engagements in den Ablauf des gebundenen Ganztags ist bisher unbefriedigend gelöst. Es wird wohl nur die Einbindung einiger weniger Organisationen gelingen. Vor allem kleine Verbände und Gruppen, die vorwiegend ehrenamtlich arbeiten, werden von der Nachwuchsgewinnung ausgeschlossen. Da- mit wird eine Reduzierung der Bandbreite der zivilgesellschaftlichen Initiativen, Gruppen und Organisationen in Kauf genommen. Aus Sicht von Kindern und Eltern: Beteiligungsmöglichkeiten und -rechte schaffen! ■ Erstellung einer verbindlichen Rahmenschulverfassung für das gesamte Angebot von Schulen und den externen Trägern in der Kooperativen Ganztagsbildung, ■ verbindliche Einführung eines Schulforums im Sinne der Bayerischen Schulordnung, Ergänzung entsprechend im BayKiBiG, ■ alle Grundschulen mit kooperativen Ganztagsangeboten sollen den Status einer Modusschule erhalten, ■ verbindliche Regelungen zu den Beteiligungsrechten der Schüle- rinnen und Schüler analog einer SMV an weiterführenden Schulen unter Berücksichtigung der besonderen Anforderungen hierzu im Grundschulbereich, ■ verbindliche Regelungen zum Wahlrecht von Kindern bei den Angebo- ten der KoGa vor allem bei den Freizeitangeboten und den Angeboten in den Ferien, ■ verbindliche Regelungen, die die Einbindung von außerschulischen Partnern aus dem gesamten Bereich des zivilgesellschaftlichen Engagements ermöglichen, die Schulen und Träger der KoGa werden verbindlich beauftragt, geeignete Zugangswege zu schaffen und ■ verbindliche Regelungen zu den Beteiligungsrechten der Eltern im gesamten System des Kooperativen Ganztags. Gerhard Wagner, Abteilungsleiter Junges Engagement und Grundsatzreferentin Dr. Manuela Sauer, KJR Kooperative Ganztagsbildung: Gut für Eltern, gut für Lehrkräfte. Gut für Kinder? Viel mehr als „nine to five” Seit dem Schuljahr 2018/2019 wird an der Gustl-Bayrham- mer-Grundschule in Freiham das Konzept der Kooperativen Ganz- tagsbildung erprobt – mit überwiegend positiven Erfahrungen. Konrektorin Carina Kretschmer und KJR-Projektleiterin Claudia Mayer im Gespräch über Vorzüge und Schwachstellen des Modells. Worin unterscheidet sich die Kooperative Ganztagsbildung von bekannten Ganztagsangeboten? Kretschmer: Neu ist bei diesem Modell, dass die Eltern und damit die Schülerinnen und Schüler freie Wahlmöglichkeit haben, welche Zusatz- und Betreuungsangebote sie buchen wollen und zu welchen Zeiten bzw. in welchem Umfang sie das tun möchten. Zusätzlich ist damit eine Betreuung an den Randzeiten und während der Ferien möglich. Unter dem Strich bedeutet das deutlich mehr Flexibilität für alle Beteiligten. Neue Perspektiven in der Betreuung? Mayer: Wir bieten an unserer Grundschule zwei verschiedene Formen an. Zunächst die Möglichkeit, dass die Kinder nach einer klassischen Nächste Station: Weiterentwicklung der KoGa im laufenden Betrieb Halbtagsschule am Nachtmittag durch Fachkräfte gut betreut und begleitet werden – ähnlich wie in einem Hort inklusive Mittagessen, Hausaufgabenbegleitung, Freizeitaktivitäten, Projekten, Bildungsan- geboten und Ferienbetreuung. Zudem gibt es die Möglichkeit, dass Kinder der gebundenen Ganz- tagsklasse nach ihrem Schulschluss gegen 15.30 Uhr weiter betreut werden – übrigens auch am Freitag. Diese Betreuung wird ebenfalls von Fachkräften übernommen, hat aber einen eher „chilligen“ Charakter – mehr Freispiel und Freizeit. Warum unterscheiden sich diese beiden Formen? Im Rahmen der gebun- denen Ganztagsklasse bieten wir bereits während der Unterrichtszeit nicht-schulische/schulergänzende Aktivitäten zur Rhythmisierung des Schultages an, z.B. Kochkurse, Medienprojekte oder Kindersport. Die Kinder der gebundenen Ganztagsklasse werden also bereits sehr gut durch den KJR mit zusätzlichen nicht-schulischen Bildungsange- boten versorgt. Mir persönlich ist noch wichtiger, dass Kinder damit eine neue Vielfalt von Schule erleben, die nicht nur aus Lernen am Vormittag besteht. Wie kam es zu diesem Modell? Mayer: Ab 2025 wird es einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder geben. Dafür müssen sich die Kommunen wappnen – eben mit der Kooperativen Ganztagsbildung. In unserem Fall hat der KJR das Gesamtpaket übernommen bis hin zum Betreiben der Mensa oder die Sprach- und Lernpraxis in Deutschklassen für Schülerinnen und Schüler mit geringeren Deutschkenntnissen. In der Praxis steckt dahinter zwar viel Arbeit – der Aufwand für Organisation verringert sich aber deutlich. Man kann sich auf Inhalte konzentrieren. Foto: Marko Junghänel
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