K3 No. 5 - November 2020

Dachzeile 22 das kommt | 05 | 2020 Bilder (im Kopf) Schwerpunk Situation eskaliert. Ich kann andererseits die Anwohnerinnen und Anwohner am Gärtnerplatz verstehen. Die haben kein Erkenntnisin- teresse zu den Befindlichkeiten der Jugendlichen, sondern wollen einfach Ruhe. Zu fragen, warum etwas so ist, wie es ist, führt sehr wahrscheinlich zu Lösungen. Wie können Bilder und Stereotype aufgelöst werden? Gans: Durch Kontakt und Kommunikation! Uns ist wichtig, dass die Beteiligten erkennen, in welcher Rolle wir als AKIM auftreten. Wir sind keine Polizei, sondern fragen nach Ursachen für ein Problem. Und damit ist Konfliktpotenzial schon deutlich abgebaut. Im Idealfall beginnt dann so etwas wie ein gegenseitiges Verstehen. Trotzdem reagieren die Konfliktparteien oft mit verallgemeinernden Sichtweisen – alle bestehen auf ihrem vermeintlichen Recht. Je länger ein solcher Konflikt andauert, desto schwieriger wird eine Lösung. Kontakt und gegenseitiges Wissen um die Probleme der anderen bleiben zentraler Ansatz in der Konfliktlösung. Ein positives Beispiel vom Elisabethplatz: Dort treffen sich regelmäßig Gruppen von Jugendlichen aus der benachbarten Schule. Sie waren immer der Meinung, dass sie niemanden stören, weil die Häuser weit genug weg stehen. Die Bewohnerinnen und Bewohner rund um den Platz haben sich sehr wohl gestört gefühlt. Wir haben beide Parteien an einen Tisch gebracht und damit einen regelrechten Aha-Moment ausgelöst, der viel Verständnis füreinander mit sich gebracht hat. So lehrbuchmäßig klappt das leider nicht immer. Direkte Begegnung ist nicht immer möglich. Welche Methoden bleiben noch, um solche Bilder im Kopf zu verändern? v. Braumüller: Wir versuchen auch in Einzelgesprächen zu klären, wie belastend der Konflikt und die Störung tatsächlich sind. In dieser Reflexion relativiert sich schon vieles und ein Perspektivenwechsel wird möglich. Bilder von Jugend entstehen im Kopf übrigens auch über Medien. Wenn immer wieder (Fernseh-)Bilder von randalierenden Heranwachsenden gezeigt werden, verzerrt das die Wahrnehmung und reduziert sie auf einen kleinen Ausschnitt von Realität. Deshalb nehmen wir jede Mög- lichkeit wahr, mit Vertreterinnen und Vertretern der Medien zu sprechen. Bilder im Kopf kann man dadurch beseitigen, indem man nach den Ursachen der Konflikte sucht … Gans: AKIM ist zunächst für das akute Konfliktmanagement zuständig. Das Stadtjugendamt wird eher planerisch tätig. Aber wir geben unsere Erfahrungen gern weiter – vor einigen Jahren zum Beispiel, als es um die Erarbeitung eines Strategiekonzepts „Nächtliches Feiern in München“ ging. Hier arbeiten viele Stellen in der Stadt zusammen: Planungs- und Baureferat, Polizei oder Betreiber von Nachtkulturstätten. Die Bevölkerung in München wird weiter wachsen. Wir müssen zeitnah Lösungen finden, damit Jugendliche nicht per se als „Störenfriede“ in den Köpfen abgespeichert werden, wenn diese Gruppe in den näch- sten Jahren zahlenmäßig wachsen wird und dabei öffentliche Räume für sich beansprucht. Der Stadtrat hat bereits „grünes Licht“ für eine entsprechende Fachstelle gegeben, die Ende 2020 besetzt sein soll. Wie erfolgreich kann AKIM sein – oder ist es bereits? Gans: Wir evaluieren gerade unsere Arbeit der letzten Jahre. Der Erfolg bemisst sich unter anderem daran, dass sich inzwischen Konfliktpar- teien aktiv bei uns melden und mit uns gemeinsam nach einer Lösung suchen wollen. Und es gibt eine gute Medienberichterstattung über unsere Anliegen. v. Braumüller: Es geht nicht um Dezibel-Zahlen, die wir am Gärtner- platz verringern wollen, sondern um den Dialog – wenn man will, um das Aufbrechen fester Bilder und von Vorurteilen. Zugegeben – das ist nicht immer direkt messbar. Wichtig ist es, dass überhaupt mitei- nander gesprochen wird und so Veränderungen in der Wahrnehmung stattfinden können. Gans: Anders gesagt – wir setzen auf die Macht des Dialogs unter den Bedingungen des öffentlichen Raumes. Und dabei gibt es deutliche Erfolge. Interview: Marko Junghänel Fantasiereisen lassen Bilder im Kopf entstehen Kreativität und frische Energie Was sind Fantasiereisen? Fantasiereisen sind angeleitete Übungen und Hörerlebnisse zum Träumen und Entspannen. Die Teilnehmenden werden auf dieser Reise in ihr Innerstes an einen imaginären Ort entführt – z.B. ans Meer, in den Wald oder auf eine Wiese. Die Erzählenden beschreiben die Umge- bung und man versucht, sich diese Umgebung plastisch vorzustellen. Der Sand, der zwischen den Zehen knirscht, die Rinde des Baumes, das Rauschen des Meeres oder der Duft einer Sommerwiese. Je tiefer man sich in diese Welt versenkt, desto mehr verschwindet der Alltag. Kinder lassen sich besonders leicht in die Welt der Kopfreisen führen, denn in ihnen schlummert noch viel Fantasie, die man hervorholen kann. Wie bereitet man eine Fantasiereise vor? Ob man nun ein Kind oder mehrere Kinder auf die Reise im Kopf mitnimmt – alle sollten wissen, worauf sie sich einlassen. Schon bei der Vorbereitung des Raumes kann man die Kinder miteinbeziehen. Sie zu ermutigen, etwas Neues ausprobieren und Neugierde zu wecken, dazu braucht es nicht viel. Ein schönes und behagliches Ambiente zu schaffen, die Grundbedürfnisse vorher zu erledigen, während der Reise nicht zu reden, die Augen zu schließen und auf seinem Platz zu bleiben, gehören dazu. Ob mit Musik oder ohne, ob man selbst erzählt Im wahrsten Sinne Gespräche auf Augenhöhe: Es geht nicht um Dezi- bel, sondern um gegenseitiges Verständnis. Foto: AKIM

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