K3 No. 4 - September 2020

Dachzeile 24 das kommt | 04 | 2020 Alles anders. Oder? Jugendarbeit in Corona-Zeiten Schwerpunk Woche arbeiten. Die tägliche Arbeitszeit wird manchmal bis auf 12 Stunden ausgeweitet. Viele der Auszubildenden in diesen Branchen müssen neben den langen Arbeitszeiten auch das Home-Schooling zeitlich bewältigen, und die Betriebe zeigen wenig Verständnis für diese Belastung oder räumen zu wenig Zeit dafür ein. Nach der Wiedereröffnung von azuro für persönliche Beratung war das Hauptthema zunächst betriebsbedingte Kündigungen bzw. eine Kündigung durch den Arbeitgeber wegen Stilllegung des Betriebes oder einer Abteilung. Diese Kündigungen erfolgten zum Teil aus juristisch nicht haltbaren Gründen. Mittlerweile kommen weniger Auszubildende wegen dieser Fragen zu uns, obwohl laut den Berufsschulen für das Hotel- und Gaststättenwesen sowie denen im medizinischen Bereich derzeit noch immer vergleichsweise viele Kündigungen eingehen. Es zeigt sich, dass Auszubildende ohne direkte Ansprechperson in der Berufsschule, in der Jugendhilfe oder in der Offenen Jugendarbeit kaum den Weg zu uns finden. Junge Menschen brauchen aber Vertrau- enspersonen, damit diese ihnen den Weg zu Beratungsstellen oder Hilfsangeboten aufzeigen können. Insbesondere beim Thema Bewerbung bzw. Stellensuche haben sich in den letzten Wochen vermehrt Auszubildende an azuro gewandt und um Hilfe bei der Stellensuche bzw. Stellenvermittlung gebeten. Laut Aussagen der Auszubildenden konnte ihnen die Agentur für Arbeit hierbei nicht weiterhelfen. Termine wurden ihnen erst in einigen Wochen angeboten oder sie erhielten auf ihre Online-Anfragen keine Antwort. Lilly, 12 Jahre » Ich wurde wegen Corona rausgeworfen. Mein Hotel hat alle anderen Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, nur wir Azubis haben alle sofort eine Kündigung bekommen. Da ich nur wegen meiner Ausbildung in Deutschland bleiben kann, ist das ein riesiges Problem. Azubi, 1. Ausbildungsjahr Schulsozialarbeit und die Folgen der Corona-Pandemie Dranbleiben! Die Corona-Pandemie stellt auch für die Schulsozialarbeit eine große Herausforderung dar. Die Fachkräfte der Toni-Pfülf-Mittel- schule waren vor allem darum bemüht, Kontakt zu halten. Dies gestaltete sich besonders in der Lockdown-Phase schwierig, da die Schülerinnen und Schüler hauptsächlich über Messenger-Dien- ste erreichbar waren und sich nur wenige Kontakte über E-Mail oder Telefon halten ließen. Mit der Weitergabe von Informationen, z.B. Hilfestellungen zum Umgang mit dem Lockdown, Tipps für das Lernen zu Hause oder Notfalladressen, wurde dennoch versucht, möglichst viele Kinder und Jugendliche zu erreichen. Im Zuge der Schulöffnung im April konnte wenigstens zu den Schülerinnen und Schülern der Abschlussklassen wieder Kontakt aufgebaut und sogar intensiviert werden. Zu den Kindern der fünften und sechsten Klassen bestand bis zu den Sommerferien weiterhin nur wenig Kontakt. Einzelfallgespräche waren in dieser Zeit nur unter Einhaltung der Abstandsregeln möglich. Enger Kontakt konnte dagegen zu den Lehrkräften gehalten werden. Diese schilderten, dass viele Kinder und Jugendliche sehr engagiert im Home-Schooling mitarbeiten. Andere waren während des Lockdowns nur schwer zu erreichen und bearbeiteten ihre Aufgaben nur lückenhaft oder gar nicht. Sozialkontakte als Rettungsanker Auch einige Eltern hatten mit dem Home-Schooling Schwierigkeiten. Häufig wurde dabei das Problem benannt, ihre Kinder nicht zum Ler- nen motivieren zu können. Deshalb bestand bei einigen Schülerinnen und Schülern die Gefahr, dass sie Lernrückstände nur schwer wieder aufholen würden. Die Gründe für diese Schulprobleme sind vielfältig. Zu vermuten ist allerdings, dass einige Schülerinnen und Schüler eher wenig Unterstützung aus dem Elternhaus bekommen haben, weil die Eltern ihren Kindern beispielsweise aufgrund von Sprachbarrieren, Unwissenheit oder eines hohen beruflichen Arbeitspensums nicht helfen konnten. Zudem verfügten nicht alle Schülerinnen und Schüler über die technischen Voraussetzungen, um dem digitalen Unterricht lückenlos folgen zu können. So besaßen viele keinen Laptop oder die Internetverbindung war nicht leistungsfähig genug. Der Kontakt zu den Lehrkräften konnte dann häufig nur über ein Smartphone herge- stellt werden. Sabrina Schittel, azuro JAPs-Malerprojekt Die Leitung des JAPs-Malerprojekts hat ihre Auszubildenden am 20. März ins Home-Office geschickt. Seit Anfang Mai konnten sie unter strengen Hygienevorschriften wieder zurückkehren. Die Zeit des Home-Office wurde mit Arbeitsaufträgen, Telefonaten, Videochats und E-Mails ausgefüllt. Rückblickend zeigt sich, dass die Auszubildenden die Zeit im Home-Office aber gut genutzt haben. Es gab keine Leistungseinbrü- che und durch täglich mehrmaligen Kontakt konnte ein „Abtauchen“ verhindert werden. Obwohl es ungewiss ist, wie es in den kommenden Wochen weitergeht bzw. ob es einen erneuten Lockdown geben wird, bereitet sich das Projekt gut auf mögliche Szenarien vor. Neue Laptops werden angeschafft oder technisch aufgerüstet. Um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein, ist geplant, allen Azubis die Kontaktaufnahmen per Videotelefonie zu ermöglichen. Dies ist vor allem bei denjenigen Azubis wichtig, die nicht so gut Deutsch sprechen. Wenn man einander sieht, kann man sich besser verständlich machen und der Kontakt wird lebendiger. Laura Ewringmann, JAPs-Malerprojekt

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjk2NDUy