K3 No. 2 - April 2020
Dachzeile 28 das kommt | 02 | 2020 Sport Schwerpunk Sport oder kein Sport – das ist hier die Frage Was ist eigentlich dieser E-Sport? Sportgerät oder Daddel-Ding? Offiziell ist diese Frage noch nicht abschließend beantwortet. E-Sport (elektronischer Sport) wird in der Satzung des eSport- Bund Deutschland e.V. definiert als: E-Sport ist „das sport- wettkampfmäßige Spielen von Video- bzw. Computerspielen – insbesondere auf Computern und Konsolen – nach festgelegten Regeln.“ Die E-Sportlerinnen und E-Sportler treten dabei allein oder als Team im Wettstreit um die Punkte einer Liga oder das Vorrücken in die nächste Runde eines Turniers an. Einige der beliebtesten E-Sport-Spielegenres und -titel sind Ego-/Taktik-Shooter wie „Counter-Strike“, MOBA-Spiele (Multiplayer Online Battle Arena) wie „League of Legends“ oder „Dota2“ und Sportspiele wie „FIFA“. Wegen seiner Bezeichnung als „Sport“ werden um das Phänomen E-Sport bereits seit längerem kontroverse Debatten geführt, die sich mit der Frage beschäftigen, ob Gaming überhaupt Sport sein kann? Offiziell wurde E-Sport noch nicht als Sport anerkannt, wobei Stimmen, die genau dies fordern, immer lauter werden. Die Werbe- und Vertriebsabsichten der Industrieunternehmen, die hinter dem E-Sport stehen, sind inzwischen durchaus vergleichbar mit denen im Spitzensport. Es werden immer mehr Fanartikel angeboten und die Turniere und Ligen nehmen gigantische Ausmaße an. So lag das gesamte Preisgeld der „Dota2“-Weltmeisterschaft „The Internatio- nal“ von 2019 bei etwas über 34 Millionen Dollar. Benedikt Sax, Jugendtreff am Biederstein, KJR 2. Es gibt bei Entzug einen Kontrollverlust über den Körper. Bei Sportsucht bedeutet das beispielsweise, dass körperliche Signale der Überforde- rung ignoriert und Schädigungen in Kauf genommen werden. 3. Typisch ist die soziale Isolation oder gar eine soziale Verwahrlo- sung. Die Betroffenen nehmen keine Rücksicht mehr auf Familie und Freunde. Es zählt nur noch der Sport. Dem wird alles untergeordnet. 4. Die Menge des benötigten „Stoffs“ wird immer größer. Man kann also nicht exakt sagen, ab welchem Punkt eine Sport- sucht vorliegt? Wenn jemand ambitioniert Sport treibt, muss man die Zeit und die Belastungen langsam ausweiten, um den gewünschten Trainingseffekt zu erzielen. Dagegen ist nichts zu sagen. Wenn dieses Training in den sozialen Kontext passt, ist eigentlich alles gut. Man kann das durch- aus mit dem täglichen Glas Wein vergleichen. Ein Glas pro Tag ist für die meisten Leute in Ordnung. Treten aber kritische Lebensereignisse kombiniert mit der Ausprägung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale hinzu, kann das System kippen. Wo liegen die Ursachen für dieses Suchtverhalten? Hier kommen vielfältige Faktoren zusammen. Es spielen möglicherweise spezifische Persönlichkeitsmerkmale und eine genetische Veranlagung eine Rolle. Wenn ich beispielsweise einen Hang zum Perfektionismus habe oder ich an einem verminderten Selbstwertgefühl leide, kann das Sportsucht befördern. Die Frage der Sozialisation ist auch wichtig. In der Ausdauersport-Szene gilt man als „crazy“, wenn man immer mehr Sport treibt – also weitet man sein Pensum kontinuierlich aus, um „in“ zu sein. Treten Umstände wie der Verlust der Arbeit oder eine Scheidung hinzu, wird es kritisch. Laufen, bis der Arzt kommt; Sport-Süchtige ignorieren die Warn signale ihres Körpers und machen einfach weiter. wäre eine Bindung an den Sport also gut. In den 1970er Jahren war genau das ein Ansinnen: Man wollte die Menschen „abhängig“ vom Sport machen, sie also fast dazu zwingen, sich mehr zu bewegen. Man erkannte aber schnell, dass ein Suchtverhalten – auch eine Sportsucht – in jedem Fall nicht positiv ist. In dieser Diskussion entstanden schließlich Indikatoren, nach denen zu bemessen ist, ob eine (Sport-) Sucht vorliegt 1. Das Sporttreiben ist negativ motiviert, d.h. es geht primär nur darum, immer mehr von diesem „Stoff“ zu bekommen. Wie bei einem Alkoholkranken kreisen die Gedanken nur noch darum, wie ich zu mehr Sport kommen kann. Foto: pixabay.de Foto: pixabay.de
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